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Gebanne:

Die Latexmalerei ist losgelöst vom Bildträger. Pinselstriche aus Latexmilch verdichten sich

zu einer zweiseitigen und elastischen Bildfläche, die sich selbst tragen kann.

 

Die gemalte Latexfläche adaptiert als Membran die Oberfläche ihrer temporären Untergründe, als Echo der Höhlenmalerei. Die Architektur wird zum Bildträger. Das Motiv wird zum Objekt, wird zur Installation, um im nächsten Ausstellungsmoment wieder zur Bildfläche zu werden. Die Kompositionen springen durch die Verformung der Bildfläche über in die dritte Dimension und nehmen so den Raum als erweiterte Bildfläche in sich auf. 

 

Trotz aller Ambitionen, Malerei und Skulptur in sich zu vereinen, entzieht sich die Realität des Materials - durch den unausweichlichen Zerfall des Latex - letztendlich deren Anspruch an Dauerhaftigkeit; konservatorisch gesehen sind die Latexarbeiten ephemer.  

 

So wird Gebanne: zum drängenden Ausstellungsprojekt, in dem die übergroßformatige Latexmalerei, konzipiert für den Pavillon 18 der AdBK Nürnberg, neue Ausstellungsgegebenheiten konsumiert, absorbiert und als extrem flexible Malerei das Ausstellen selbst durchspielt.  

 

Indem nicht die Arbeit im Raum steht, sondern der Raum sich in die Malerei einschreibt, verstößt sie den illusorischen Anspruch der Bildfläche und schlägt zugleich einen Bogen zu den Urspüngen der Malerei.

Die Ausstellungsreihe Gebanne: wurde im Rahmen des Stipendienprogramms

des Freistaats Bayern Junge Kunst und neue Wege unterstützt.

Gebanne: Motiv
(Nr 1) Gebanne:vorort

Gebanne:vorort
2021 - Pavillon 18, AdBK Nürnberg

Für die Diplompräsentation mit dem Titel Gebanne:vorort wurden die Akademieateliers des Pavillon 18 im voll möblierten Zustand belassen. Die gut 80 Meter lange und 2 Meter hohe elastische Malerei wurde in den Gemeinschaftsateliers installiert, ohne die Möbel oder Materialien der Kommiliton*innen zu entfernen.  Das Motiv durchdringt inhaltlich wie physisch die Studienräume der Akademie, verdaut deren Architektur und  ihre Geschichte(n). Vergangene Interaktionen und verschränkte Beziehungen legen sich als Bild über ihren eigenen Schauplatz, der sich wiederum durch die Bildfläche hindurchdrückt, sie umlenkt und leitet. Durch den Ausstellungsort hinweg werden also immer wieder auch die Gewichtungen zwischen Motiv und Material ausgefochten. Die Malerei nimmt sich den Raum. Das Motiv verschwindet hinter dem Ausgestelltwerden.

(Nr 3) Gebanne:AEG

Gebanne:bande
2021 - Hinterconti, Hamburg

Die 80 Meter lange Latexarbeit wird erneut ausgestellt, in einem Raum, der zu klein ist für die Bildfläche. Gestaucht und gehäuft wird die Malerei gehängt, geführt, gespannt und gelegt. 
Durch ihre Größe erlaubt es sich die Malerei an vielen Stellen nicht, in jedem Raum als solche gesehen und gelesen zu werden. Die Bildfläche klappt sich ein zum Objekt, zu einem Stapel aus Pinselstrichen.

(Nr 2) Gebanne:bande

Gebanne:AEG
2021 - Auf AEG, Nürnberg

Gebanne:AEG ist die dritte Station der übergroßformatigen Latexmalerei. Im Rahmen des Hi!A-Festivals  nimmt sie die Position eines schlaffen Scrolls ein. Als diagrammartige Zeichnung im Raum gibt sie sich nun den Optionen ihres digitalisierten Selbst hin, während das Naturmaterial, aus dem sie besteht, weiterhin langsam zerfällt.

Die Animation des gemalten Motivs ist eine Übersetzung, deren Prozess sprachliche und technische Umwandlungen und Grenzen erfährt, und zugleich ein bedenkenloses Ausreizen der Bildfläche ermöglicht.

(Nr 4) Gebanne: AIR

Gebanne:AIR
Februar 2022

(CCI) Fabrika, Moskau
edel extra, Nürnberg

(8XR),  VR

interactive 3D Rendering & Animation Mixed-Reality Gruppenausstellung

Die Dokumentation des Gemalten entzieht dem Bild seine Gebundenheit an das Naturmaterial: Das Motiv spaltet sich als Bilddatei ab von den räumlichen und zeitlichen Beschränkungen seines Trägers.

Die Digitalisierung wird zur vorzeitigen Einbalsamierung, sie macht die Abbildung der Arbeit erneut zum Material: Als proaktive Rekonstruktion wird sie in Gebanne:AIR zum flexiblen Modell ihrer selbst.
 

Im Tausch gegen Haptik, Geruch und Realphysik ermöglicht diese parallele Erscheinung der Arbeit ein Durchspielen ihrer (Un-)Möglichkeiten. Das selektive Befolgen physikalischer Gesetze macht das gemalte Bild wieder zum Material, das nun geformt wird von den Grenzen des Code, der technischen Ressourcen und des Know- How aller Beteiligten.
 

Die Unterstützung und Kompetenzen anderer, die sonst für aufwändigere Installationen der Latexarbeit im Ausstellungsraum anfällt, wird nun in Anspruch genommen für die Implementierung von Gebanne: im virtuellen Raum.

(Nr 5) Gebanne:[Storage]